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Leben und Gesellschaft

Licht im Dunkel von Quito: Eurocine-Festival im Kino Ochoymedio

Den Freunden in Deutschland darf man zurzeit manche banalen Dinge nicht erzählen: Wir waren im Kino. Im Ochoymedio, dem 2001 gegründeten einzigen Programmkino Quitos und Ecuadors. Eine gute Woche vor der Eröffnung des 17. „Eurocine“-Festivals. Zusammen mit Charlie Chaplin, Audrey Hepburn und Blak, der Hauptfigur des ecuadorianischem Kultfilms „Blak Mama“ .

Kino in Zeiten von Corona ist anders. Das sehen wir sofort, als uns Mariana Andrade, die Direktorin des Ochoymedio („Achteinhalb“), durch die gerade mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland umgestalteten Räume führt. Wie im hiesigen Supermarkt geht auch im Kino der Verkehr nur in eine Richtung, rot oder grün – was angesichts der engen Treppen und Gänge auch in normalen Zeiten noch hilfreich sein dürfte. Der kleinere Kinosaal, in dem heutzutage nur bis zu 16 Personen Platz nehmen dürfen, ist mit viel Fantasie als Wohnzimmer gestaltet worden  – alleine, zu zweit, zu dritt darf man sich dort in Sesseln oder auf dem Sofa niederlassen, Tischchen und Lampen garantieren das vorgeschriebene „distanciamiento social“ von anderen Besuchern.

Wir sind nicht allein im Saal

Im großen Saal „Blak“ belegen Puppen von bekannter Schauspielern, von Charakteren berühmter Filme oder auch schlichte Filmrollen bereits einen Teil der Sitze, damit die erlaubte Anzahl von 32 Zuschauern nicht überschritten wird. „Außerdem haben wir ein neues Lüftungssystem: die Luft bei uns wird permanent umgewälzt, extrahiert und mit Hilfe von Ozon gereinigt. Du kannst Dich hier wirklich entspannen“, erklärt die Kinodirektorin. Geschmackvoll und warm wirkt das Ambiente, so dass das Entspannen und die Konzentration auf „Les Misérables“ von Ladj Ly trotz Maske ziemlich gut gelingen.

„Seit Beginn des Lockdowns Mitte März dieses Jahres waren wir 200 Tage lang geschlossen. Jetzt leuchtet in unserem Stadtteil La Floresta wieder ein Licht“, sagt Mariana Andrade. Es leuchtet in der Tat: Das Kino und das ihm angeschlossene Café mit der künstlerisch gestalteten Litfaßsäule vor dem Eingang sind schon von Weitem zu erkennen, wenn man durch die ansonsten ruhige und dunkle Calle Valladolid spaziert. Licht auch im offenen Wintergarten des Cafés, wo man wieder wie früher mit echten Menschen Stärken und Schwächen des Filmabends diskutieren kann. 

Quito erwacht bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 85 auf 100.000 Einwohner (gerechnet auf Basis der offiziellen Statistiken, Ecuador gesamt 40) allmählich aus der Schockstarre der vergangenen neun Monate. Viele der kleinen Kunsthandwerksbetriebe und privat betriebenen Lädchen im Viertel haben die lange Zeit der erzwungenen Schließung allerdings nicht überlebt, die „Zu-Verkaufen“-Schilder an zahlreichen Gebäuden sind omnipräsent. Das Kino blickt dennoch hoffnungsvoll in die Zukunft:  „Für die ersten Tage des Eurocine-Festivals sieht es gut aus mit den Reservierungen“, freut sich Daniel Nehm, der deutsche Programmdirektor des Ochoymedio. 

Vom 3.-13. Dezember zeigt das Haus zu drei bis vier Terminen täglich insgesamt 25 Filme aus Ländern der Europäischen Union und der Schweiz. Auch die Städte Cuenca, Guayaquil, Loja und Manta beteiligen sich am Festival. Deutschland ist mit „Baal“ (Volker Schlöndorff, 1977), „System Crasher“ (Nora Fingscheidt, 2019) und „Heimat ist ein Ort aus Zeit“ (Thomas Heise, 2018) dabei. 

Ochoymedio, Valladolid N24-353 / Vizcaya, La Floresta, Quito, Tel.: 00593-2-290 47 21, 00593-2-290 4720, Ticketreservierung: reservas@ochoymedio.net

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